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Was heisst Vater sein?

Ich hätte mir gewünscht, dass während der ersten Schwangerschaft ein Mann bestimmt an mich herantritt und in etwa sagt: „Deine Frau wird in den nächsten Monaten und vor allem während der Geburt die Urkraft der Natur erleben und dadurch einen grossen Entwicklungsschritt machen. Du hast dieses Erlebnis nicht in dieser Intensität, deshalb wird es Zeit für dich, an die Arbeit zu gehen.“ Ich weiss nicht, ob ich auf ihn gehört hätte, und doch hätte ich eine Chance gehabt.

Erwachsen werden

Denn sobald Kinder da sind, fliegt das Leben an dir vorbei. Die ersten Jahre sind eine Lektion in Demut und Bescheidenheit. Vater werden heisst erwachsen werden. Deine Aufgabe ist es nun, einen schützenden Raum um Frau und Kind zu schaffen, der Familie zu dienen. Im Zentrum stehen die Kinder und das verletzte innere Kind des Mannes hat dort keinen Platz mehr. Dieses muss er nun selbst pflegen und heilen. Und die Intensität eines Familienlebens machen diese Verletzungen sichtbar, welche vorher ignoriert werden konnten. Stellt er sich dieser Aufgabe nicht, kommt dann oft die Überraschung, wenn die Frau sich von ihm trennt oder die Kinder älter sind und die Partner keine gemeinsame Basis mehr haben.

Freier, klarer und standfester

Jeder Moment ist der richtige, um mit der Arbeit an sich selbst zu beginnen. Dies ist keine Garantie dafür, dass die Partnerschaft hält oder neu belebt werden kann. Aber auf jeden Fall wirst du freier, klarer und standfester. Und langfristig glücklicher. Und das ist das Beste, was du für deine Kinder tun kannst.

Beginne jetzt

Du bist bereit oder bereits dran? Hier findest du Werkzeuge, welche sich bewährt haben und welche du sofort nutzen kannst.

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Programmiere dein Gehirn

Zu Beginn war es ein Gedanke: Wenn ich auf mein Leben zurückschaue, so waren es meistens intensive Erfahrungen, welche etwas in mir verändert haben. Seien es Traumata, oder aber auch Heilungserfahrungen. Aus der Hirnforschung weiss ich ausserdem, dass was gemeinsam feuert, sich auch verbindet („What fires together wires together“). Lernen funktioniert dann am besten, wenn möglichst viele Sinne dabei aktiviert werden und es als ganzheitliche Erfahrung erlebt wird.

Die Idee

Folglich kam mir die Idee, dass in Extremsituationen die Möglichkeit zu Veränderungen theoretisch viel höher sein sollte als in der Komfortzone. Ich ging ausserdem davon aus, dass ich positive statt negative Emotionen nutzen sollte, um eine Veränderung in meinem Sinne zu bewirken. Ich hatte zu dieser Zeit eine Reihe von Glaubenssätzen erkannt, welche mein Leben dominierten. Beispielsweise: „Nur wenn ich mich selbst klein mache, erhalte ich Liebe.“ Teilweise mit Hilfe, teilweise alleine, hatte ich diese Glaubenssätze in positive Affirmationen umformuliert. Ich hatte den Versuch gemacht, eine Affirmation während 4 Tagen 10’000 mal zu wiederholen, um mein Gehirn umzuprogrammieren. Aber erstens entpuppte sich diese Übung als nicht nachhaltig und zweitens schien es mir zu anstrengend. Es musste einen einfacheren Weg geben.

Das Experiment

Also kombinierte ich meine tägliche Wim Hof Atemübung mit den Affirmationen. Dafür nahm ich meine Affirmationen auf und spielte sie während den Atemübungen ab. In den extremsten Phasen, sprich während des Luftanhaltens, konzentrierte ich mich auf diese und sprach innerlich mit. Versuchte dabei das Gefühl, welches diese heilenden Affirmationen mit sich bringen, in diesem Moment in meinem Körper zu schaffen. Nach einiger Zeit ergänzte ich die Übung mit binauralen Beats im Theta-Bereich, um die Frequenz meines Hirns in einen möglichst unterbewussten Zustand zu führen.

Fazit

Nach nur wenigen Tagen bemerkte ich solch einen Unterschied, dass ich diese Übung schliesslich über mehrere Monate ausführte und sie zu guter Letzt in leicht abgewandelter Form zum meiner Tagesroutine wurde. Ich führte diesen Prozess in manchen Zeiten täglich, immer aber drei bis viermal die Woche durch. Denn ich konnte einen unmittelbaren Effekt auf mein Leben wahrnehmen, der sich als nachhaltig herausstellte. Einerseits gab es mehr und mehr Situationen, in welchen ich mich intuitiv anders verhielt, als ich es bisher gewohnt war. Wenn auch vielleicht nicht ganz so, wie ich mir das in Gedanken ausgemalt hatte, doch schon mehr gemäss dem heilenden Glaubenssatz, welchen ich mir ständig vorgespielt hatte. Was für mich aber genauso eindrücklich war, waren jene Momente, als plötzlich dieser eine Glaubenssatz in mir erschien, den ich genau jetzt brauchte, um alte Muster zu erkennen. Und er ermöglichte mir die Freiheit, mich aus meinem Willen heraus anders zu verhalten als in der Vergangenheit. Ich bin somit rückblickend sehr dankbar, diesen Ansatz gefunden zu haben und kann ihn sehr empfehlen.

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Der Ego-Tod

Der sogenannte Ego-Tod begegnet mir als Begriff immer wieder, vor allem auch in Bezug auf den Mann gegenüber der Frau. Ein Synonym ist die Ich-Auflösung. In der buddhistischen Lehre ist der Ego-Tod gleichbedeutend mit dem Eintritt ins Nirvana. Dies scheint mir kurz- und mittelfristig ein ambitioniertes Ziel und ich frage mich, was ich heute davon lernen und als Inspiration mitnehmen kann?

Wikipedia definiert den Ego-Tod als „völliger Verlust der subjektiven Identität.“ Ich frage mich hierbei, ob es erstrebenswert ist, das Ego zu „verlieren“ und gehe davon aus, dass dies in den nächsten Tagen nicht passieren wird. Und ich schliesse daraus, dass es auch eine objektive Identität geben muss. Der spirituelle Lehrer Sadhguru sagt, die Basis von allem sei die Identifikation mit dem Kosmos. Auch die moderne Wissenschaft, insbesondere die Quantenphysik, legt eine solche Möglichkeit nahe. Und sie deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen.

Was gehört denn nun alles zum Ego? Eckhart Tolle erscheint mir hier hilfreich: „Die häufigsten Ich-Identifikationen haben mit Besitz zu tun. Die Arbeit, die du verrichtest, sozialer Status und Anerkennung, Wissen und Bildung, körperliche Erscheinung, besondere Fähigkeiten, Beziehungen, Personen- und Familiengeschichte. Auch Glaubenssysteme, und oft nationalistische, rassische, religiöse und andere kollektive Identifikationen. Nichts davon bist du.“

Der Begriff Identifikation ermächtigt mich zur Handlung: Darauf, womit ich mich identifiziere, habe ich Einfluss. Auch wenn ich mein Ego noch nicht „verloren“ habe, muss ich es nicht bedienen. Aber erst, wenn ich mein Ego als solches erkenne, bin ich entscheidungsfähig. So wirkt bereits das Ego, wenn ich ein guter Partner oder Ehemann sein möchte und aus dieser Erwartung heraus handle. Denn sobald ich etwas mit der Absicht tue, eine Ego-Identifikation und Erwartungen zu erfüllen, bin ich Opfer des Egos. Die Auflösung wirkt paradox: Erst die konsequente Bekenntnis zu meinem Ego, auch entgegen der Erwartungen anderer (inkl. einer Partnerin) ist die Voraussetzung für die Befreiung aus diesem. Erst wenn ich mein Ego annehme, habe ich die Macht, mich nicht damit zu identifizieren.

Und dann wandelt es sich. Tolle sagt dazu: „In dem Moment, in dem du dir deines Egos bewusst wirst, ist es streng genommen nicht mehr das Ego, sondern nur noch ein altes, konditioniertes Gedankenmuster. Ego impliziert Unwissenheit. Bewusstsein und Ego können nicht koexistieren.“ Dieser Prozess erfordert eine radikale Ehrlichkeit gegenüber mir selbst und gegenüber anderen – ohne Rücksicht auf Konsequenzen. Damit einhergehend muss ich die volle Verantwortung für all meine Gefühle übernehmen und anderen Menschen die Verantwortung für ihre Gefühle zumuten können.

So erstrebenswert dies ist, so schwierig gestaltet es sich manchmal in der Praxis. Aber statt dem Ego zu dienen oder es zu bekämpfen, kann ich etwas darüber stellen, was mir wichtiger ist. Eine Aufgabe, welche höher steht als meine Ego-Befriedigung. Eine Mission. Mein Herz. Um die Wünsche meines Herzens zu erkennen, muss ich meine Wünsche transzendieren. Ich muss sie in einen grösseren Zusammenhang stellen. Ich muss mich mit dem Kosmos identifizieren. Dann kann ich auch mein Ego aus einer gesunden Distanz neutral betrachten. Der beste Weg dazu ist für mich die Meditation.

Aus diesem Zustand heraus erlange ich mit der Unabhängigkeit von meinem Ego auch die Unabhängigkeit von anderen Menschen. Ich löse mich vom Urteil anderer, auch von meiner Partnerin. Gleichzeitig wird mir klar, dass es anmassend ist, denken zu wissen, was für den anderen gut ist. Es ist anmassend zu erwarten, dass meine Partnerin auf eigene Wünsche verzichtet für mein (Ego-)Wohl. Im Gegenteil: Ich lasse sie nicht nur völlig frei, sondern ich ermutige sie, ihren Wünschen nachzugehen. Auch wenn diese Wünsche mein Ego verletzen. Wenn ich mit dem Kosmos, der objektiven Identität identifiziert bin und meine Lebensaufgabe den heiligsten Platz einnimmt, dann ist Liebe nichts, wofür ich einen Beweis brauche, sondern etwas, was ich bedingungslos schenke. Und bedingungslos als Geschenk erhalte.

Dieser Zustand ist wunderschön. So wunderschön, dass die Gefahr gross ist, dass sich mein Ego damit identifiziert. Und so findet der Ego-Tod nicht einmalig statt und ist dann abgeschlossen, sondern es sind viele kleine Tode, welche wir auf unserem Weg sterben. So wie wir uns immer wieder Wesensanteile bewusst werden, welche nicht zu unserem wahren Selbst gehören. Der Ego-Tod ist keine Errungenschaft, er ist eine Lebenshaltung.

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Die heilende Beziehung

Text von David Rotter

Eine Beziehung von zwei bewussten Menschen, denen all Projektionen und andere Wahrnehmungsstörungen klar sind, birgt ein immenses Potenzial zur Heilung. Aber sie verlangt mehr von uns, als es auf den ersten Blick scheint.

Die grundsätzliche Illusion der Sicherheit, einer der Hauptgründe, warum wir Beziehungen überhaupt so sehr brauchen, hat keinen Platz in einer heilenden Beziehung. Loyalität, Freundschaft, Verlässlichkeit – all dies ja, aber keine Illusionen mehr, mit all ihren Besitzansprüchen, den Kontrollbedürfnissen und der gegenseitigen Sabotage. Heilung kann nur geschehen in einem Raum von Freiheit, in dem jeder authentisch sein darf, wer er oder sie ist. So selbstverständlich das in der Theorie klingen mag, so schwierig ist es oft zu leben. Und bei Freiheit geht es hier nicht um freie Liebe und wahllosen Sex, sondern darum, den anderen in keiner Weise kontrollieren zu wollen, ihm den Raum zur Entfaltung zu geben, ihn blühen zu lassen. Darum, jede Sekunde die Entscheidung füreinander neu zu treffen.

Eine heilende Beziehung verlangt von beiden Partnern vollständige Bewusstheit über Projektionen und ein ständiges Hinterfragen. Sie beinhaltet die Verabredung, immer zuerst bei sich selbst zu schauen – vor allem dann, wenn es am meisten weh tut. Sie verlangt von beiden, dass der andere gehalten werden kann, wenn er in Projektionen versinkt – eine Aufgabe die große Integrität und Sensibilität erfordert, denn oft sind die Projektionen mir sehr viel Emotion aufgeladen. Beide Partner müssen den jeweils anderen vollständig als Therapeut und Lehrer anerkennen, müssen es lernen zuzugeben, wenn sie projizieren und bereit sein, Hilfe von ausgerechnet der Person anzunehmen auf die sie eigentlich projizieren. Totaler Respekt, tiefes Mitgefühl und bedingungsloses Vertrauen sind dafür Voraussetzung. Machtspielchen haben hier keinen Platz, Schwäche und Stärke, Rechthaben und Schuld sind Konzepte, die in einer solchen Beziehung ihre Bedeutung mehr und mehr verlieren.

Die heilende Beziehung erfordert von uns die Kraft und den Mut, hunderte, vielleicht tausende Male über unseren Schatten zu springen. Den Raum und das Herz immer und immer wieder zu öffnen, selbst wenn in uns starke Emotionen wirken und alles in uns nur weglaufen und sich verschließen möchte. Wir lernen, Schwäche und Irrtum zuzugeben, uns mit dem Schmerz zu zeigen, hierzubleiben, alles hineinzulegen in das Feld des Vertrauens, dass wir mit dem Partner kreieren. Und wir lernen auch uns nicht mehr selbst zu beschränken, unsere Stärke bedingungslos zu leben, unsere Wahrheit zu sprechen. Wenn das gelingt, geschehen Wunder!

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Machtspiele

Streit und Konflikte gehören zur Verbindung zwischen Mann und Frau wie die freudvolle Zweisamkeit. Oft gibt es oberflächliche und tieferliegende Ursachen für Konflikte. Und es gibt Ursachen, welche von gesellschaftlicher Tragweite sind und uns alle betreffen, zumindest solange wir uns dieser nicht bewusst sind und uns daraus befreien. Wenn ich in mein Umfeld und in die Gesellschaft blicke, erlebe ich leider oft einen Kampf der Geschlechter. Eine Spaltung und ein Gegeneinander, welche seit der Industrialisierung stetig an Intensität zugenommen hat. Genauer betrachtet sind es Machtkämpfe. Überspitzt formuliert: Er will sie besitzen und sie will ihn manipulieren.

Angst als Ursache

Aber warum? Machtmissbrauch liegt immer eine Angst zugrunde, dass Macht über einen selbst ausgeübt wird. Und welche Macht haben die Geschlechter übereinander? Der Mann ist grundsätzlich der Frau körperlich überlegen, die Frau dem Mann emotional. Dies zeigt sich auch im Körperbau: Während die Geschlechtsteile und somit die Zentren der Sexualität beim Mann nach aussen gerichtet sind, ist es bei der Frau der Brustbereich, also in der Region des Herzens. Das gleiche Bild zeigt sich auch bei den Chakren. Der Mann übt Macht aus, weil er Angst hat vor der emotionalen Verletzung. Die Frau übt Macht aus, weil sie Angst hat vor der körperlichen Verletzung.

Nachfühlen

Grundsätzlich werden wir uns nie so fühlen und die Welt nie so wahrnehmen können wie unser Gegenüber. Noch mehr, wenn unser Gegenüber zum anderen Geschlecht gehört. Das ist ein Fakt und als Prämisse sinnvoll, um mit seinem Gegenüber umzugehen. Eine Frau weiss in jedem Moment, dass der Mann ihr körperlich überlegen ist. Er könnte sich gegen ihren Willen nehmen, was er will und sie wäre dem ausgeliefert. Sogar wenn sie über ein starkes Selbst- und Mannvertrauen verfügt, so schwingt diese Tatsache oft mit. Stell dir vor, wie es ist, wenn du dunkle Gassen vermeiden und in vielen Situationen vorsichtig sein musst, um einem möglichen Übergriff auszuweichen. Stell dir vor, wie eingeschränkt deine Freiheit dann wäre. Der Mann hingegen weiss, dass die Frau ihm emotional überlegen ist. Dass sie, wenn sie es darauf anlegt, ihn unglaublich verletzen kann. Er braucht denselben Mut, sein Herz zu öffnen, wie eine Frau braucht, wenn sie nachts alleine durch dunkle Gassen geht. Und vielen Frauen ist nicht bewusst: Eine emotionale Verletzung wird von einem Mann in seinem Schmerzzentrum wie eine körperliche Misshandlung wahrgenommen. Die Situation seines Gegenübers zu verstehen und zumindest versuchen, dies nachzufühlen, ist im Umgang miteinander sehr wertvoll.

Schädliche Bilder

Ängste formen in uns Bilder von der Realität, die ein Produkt ebendieser Ängste darstellen. Gleichzeitig entstehen auf der anderen Seite Wünsche. Bilder, welche die vermeintliche Rettung aus dem Angstszenario versprechen. Für die Sicht auf den Mann ist der Prinz ein klassisches Beispiel für ein solches Bild – der edle Retter auf dem weissen Pferd. Auf der anderen Seite steht da der archaische Krieger, oft als gewalttätiger und bedrohlicher Grobian beschimpft, der sich die Frau unterwirft. Und dann ist da die liebevolle, aufopfernde Vaterfigur, die präsent Ruhe und Schutz bietet. Der Mann ist angezogen und abgestossen der Bilder der unbefleckten Heiligen, der lustvollen Amazone, die ihre Sexualität voll auslebt und jenes der Geborgenheit spendenden Urmutter. Keines dieser Bilder entspricht der Realität. Sie sind Projektionsflächen für Bewertungen, für Wünsche und Sehnsüchte. Alle haben sie gemeinsam, dass sie unsere Sicht trüben auf das, was wirklich ist und uns im Wege stehen, unser Gegenüber so anzunehmen und zu lieben, wie es ist.

Die Realität annehmen

Das Bewusstsein, dass diese Bilder in uns wirken, kann bereits helfen, um sie hinter sich zu lassen und offen zu sein für die Realität. Damit einhergehend geht es darum, unsere Beziehung zu diesen Bildern zu erforschen, unsere Wertung loszulassen und sie anzunehmen. In Jeder Frau steckt eine Heilige, eine Amazone und eine Urmutter mit all ihren Ausprägungen. In jedem Mann ein edler Prinz, ein Krieger und ein Urvater. Was lösen diese Bilder bei dir aus? Was zieht dich an, was stösst dich ab? Was findest du schön, was findest du schlecht oder böse? Welches Bild möchtest du selbst darstellen, welches projizierst du in die Frau? Bewusstsein und Humor hilft, diese Machtkämpfe mit einer gewissen Gelassenheit und spielerisch anzugehen. Damit es heilende Machtspiele statt Machtkämpfe werden.

Anmerkung: Viele Beschreibungen und Inspirationen aus diesem Beitrag entstammen der Arbeit von Björn Thorsten Leimbach, die ich sehr empfehlen kann („Männlichkeit leben“).

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Der Anti-Macho

Ich kann bei mir selbst und in der Gesellschaft eine Tendenz beobachten, deren bewusstes Erkennen mir elementar erscheint auf dem Weg zur Stärkung einer natürlichen Männlichkeit: Der Anti-Macho. Ich nenne ihn bewusst so und nicht Mr. Nice Guy, wie er anderorts genannt wird. Denn der Anti-Macho wurzelt meiner Einschätzung nach viel weniger auf der Motivation, nett zu sein als auf der Ablehnung von Aggression. In der subjektiven Biografie eines Mannes geht es meist um die Ablehnung des Vaters und anderer männlicher Vorbilder. Der Schmerz aus der Kindheit durch den Vater oder andere Männer veranlasste sie, diese männlichen Aspekte, sprich die Aggression, abzulehnen. Getrieben wurde dieser Prozess bei Jungen und und jungen Männer durch die Sozialisierung durch emanzipierte Frauen und daran angepasste Männer. Aggression – eine evolutionär wertvolle Kraft basierend auf Testosteron – wird gleichgesetzt mit Gewalt, Krieg und Zerstörung. Somit wird die Aggression als negativ angesehen und den Jungen in der Erziehung konsequent abtrainiert.

Innere Spaltung

Ich beobachte es überall und erwische mich selbst als Vater dabei, wie ich meine Söhne massregle, sobald sie Aggression zeigen. So werden sie konditioniert darauf, diese Kraft zurückzuhalten. Sie lernen, Aggression abzulehnen. Und die Ablehnung der eigenen Aggression führt zur Abspaltung dieser von der eigenen Persönlichkeit. Die Aggression wird in den Schatten geschoben. Und das Paradox: Im Schatten wächst und gedeiht die Aggression zu genau jenem ungesunden Verhalten, welches eigentlich abgelehnt wird. Aus dem Schatten heraus, unbeobachtet und heimlich agiert sie zerstörerisch, sucht sich ihre Wege intrigant und manipulativ. Dies durfte ich an mir selbst wieder und wieder erfahren. Oder das Fass überläuft irgendwann und die verneinte Aggression zeigt sich in unkontrollierten, zerstörerischen Ausbrüchen oder aber in Selbstzerstörung. Als Mann sind es die 1000 Male, in denen er eine Verletzung seiner Integrität einfach hingenommen hat, in denen er aus Angst vor Konflikten oder vor Liebesentzug, oder weil er sich die Aggression selbst nicht erlaubt, seine Wut nicht offen gezeigt und zugelassen hat. Es sind die 1000 Male, in denen er nicht auf den Tisch geschlagen hat, aufgestanden ist und geschrien hat: „Es reicht – sei still oder gehe!“. Oder: „Nein – das lasse ich mir nicht gefallen!“ Oder: „Nein, ich will das nicht!“ Und ich stelle die Fragen: Wäre es nicht gesünder gewesen, dies zu tun? Und zwar für alle Beteiligten? Hast du es schon mal gemacht? Waren die Folgen negativ?

Es braucht immer zwei

Mann und Frau stehen in einer Beziehung zueinander und erschaffen sich gemeinsam eine Welt. Und so gibt es das Pendant zum Anti-Macho auf der weiblichen Seite: Hier geht es weniger um Aggression, sondern um Manipulation. Ich traf bisher wenige Frauen, die sich selbst und mir als Mann gegenüber offen dazu standen, dass sie zur Manipulation neigen. Jene bewussten Frauen, welche mir dies offenlegten, waren umso klarer und radikaler in ihren Aussagen, als ich es bin. Wie die Aggression hat auch die Manipulation einen negativen Stellenwert, obwohl sie einfach existiert und zur Stärkung eingesetzt werden kann. So passiert bei der Frau dasselbe wie beim Mann: Die Manipulation wird abgelehnt und in den Schatten, in die Unsichtbarkeit geschoben und wirkt von dort aus umso stärker, aber schwerer wahrnehmbar. Ein Beispiel: Viele Frauen neigen zur Aufopferung und Selbstaufgabe für den Mann und die Familie. Dieses Verhalten wird als grundsätzlich positiver, mütterlicher Charakterzug dargestellt und ohne Eigennutzen. Und im Wort „mütterlich“ liegt bereits das Problem: Denn eine Mutter gibt sich aus natürlichem Instinkt auf für ihr Kind, sollte dies aber auf keinen Fall für ihren Mann tun. Denn mit der Selbstaufgabe stellt sich die Frau über ihr Gegenüber. Das ist auch richtig so – bei ihrem Kind. Der Selbstaufgabe für andere, erwachsene Menschen liegt kein gesunder Antrieb zugrunde. Im Gegenteil: Die Selbstaufgabe ermöglicht Kontrolle und Macht über das Umfeld, ist ein Ablenken von sich selbst, und bringt die anderen in die Schuld.

Scheinlösung Unabhängigkeit

Für viele Männer und Frauen ist die Lösung aus dieser Situation schliesslich der Weg in die Unabhängigkeit, ins Alleinsein. Doch diese Scheinlösung ist oft nichts anderes als die andere Seite der Medaille der Selbstaufgabe oder der Dominanz. Und ist ebenfalls nicht erfüllend. Denn weder die Frau noch der Mann können ohne (Ver)Bindung ihre weiblichen (Hingabe, Weichheit, Aufnahme, Ausgleich) bzw. männlichen (Mut, Ehrlichkeit, Selbstdisziplin, Initiative) Eigenschaften wirklich leben und sich entwickeln. Erst im Spiegel des anderen erkenne ich mich selbst. Und so ist die Unabhängigkeit oft ein Deckmantel über die eigenen Schatten.

Vom Schatten ins Licht

Für Mann und Frau gilt: Solange wir Wesensanteile oder Prägungen Verneinen und in den Schatten abschieben, sind wir gespalten und per Definition nicht ganz, nicht vollständig. So macht es keinen Unterschied für unser eigenes (Un-)Glück, ob wir in einer Beziehung sind oder vermeintlich unabhängig. In der Nähe zu anderen zeigen sich die Schatten jedoch stärker und es ist schwieriger, sich zu belügen. Und das ist hilfreich für die Entwicklung. Denn eine Heilung kann erst stattfinden, wenn wir unsere eigenen Prägungen anerkennen. Es geht insbesondere um jene Prägungen, welche vor der eigenen Denkfähigkeit eingepflanzt wurden. So habe ich beispielsweise erkannt, dass ich gelernt habe, dass eine Frau mein Besitz ist, für mich dazusein und mir zu dienen hat. Andere Männer erkennen bei sich zuerst den anderen Pol: Dass sie gelernt haben, brav zu sein, die Führung der Frau zu überlassen und Befehle entgegenzunehmen. Eine Frau kann erkennen, dass sie so konditioniert wurde, dem Mann zu dienen und sich selbst völlig aufzugeben. Oder aber dass sie den (einfältigen) Mann zu dominieren und manipulieren hat. Und bei beiden Geschlechtern gilt: Beide Pole können gleichzeitig in uns wirken wie in einem Ping-Pong-Spiel, denn sie sind die zwei Seiten der gleichen Ablehnung unserer Schatten. Und beide Geschlechter sehen sich als Opfer und werden aus dieser Haltung oft zu verzweifelten Täter. Anstatt zu erkennen, dass sie im Gegenüber nichts anderes als die Manifestation ihrer eigenen Prägungen, Ihrer Schatten erleben. Diese Ausprägungen sind am Ende zwei Seiten eines Machtkampfes zwischen den Geschlechtern, denn sie haben eine zentrale Eigenschaft gemeinsam: Sie verunmöglichen die Begegnung auf Augenhöhe.

Die Aggression begrüssen

Ich bin überzeugt, dass in der Anerkennung der eigenen Aggression ein wichtiger Schritt zur Stärkung des Männlichen liegt. Dies beginnt dabei, sie grundsätzlich einmal wahrzunehmen und sogar zu begrüssen. Und dann mutig die Aggression in dem Moment (kontrolliert) zulassen, wo sie entsteht und ihr Raum zu geben, statt sie herunterzuschlucken. Falls dir das schwer fällt (wie mir auch), stellt sich die Frage, weshalb? Wirst du mit dieser Aggression denn Gewalt ausüben und jemanden schwer verletzen? Oder hast du Angst vor den Konsequenzen, „Bestrafungen“ wie Liebesentzug oder Kritik? Wenn dich erste Frage anspricht, so lehnst du wahrscheinlich das Männliche ab. Und wenn dich die zweite Frage anspricht: So ist dein Wert, deine Männlichkeit abhängig von der Anerkennung durch Frauen. Ihre Reaktion ist für die der Massstab für deine Männlichkeit und du steckst mittendrin in deiner Sozialisierung durch Frauen. Und auch hier: Meistens wirkt beides gleichzeitig und bedingt sich gegenseitig.

Ja, sogar beim Schreiben dieser Zeilen besucht mit noch ein unangenehmes Gefühl: Die Angst vor der Ablehnung des Inhalts und die Kritik durch weibliche Leser, obwohl ich hinter jedem Wort stehe. So tief sitzt das in mir. Und das Bewusstsein dieses Gefängnisses macht mich aggressiv. Diese Aggression hilft mir, mutig zu den Worten zu stehen und sie zu publizieren.

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Der neue Mann

Text von Rishima

Ich glaube an sensible und freundliche Männer.
Ich glaube an mystische Männer, die an sich selbst glauben.
Ich glaube an Männer, die Mäßigung und Frieden in sich selbst suchen.
Ich glaube an Männer, die Poeten, Träumer, Magier, Schriftsteller, Alchemisten, Künstler, Lehrer und Engel sind.
Ich glaube an Männer, die gerne tanzen und singen und das Leben zu einem Fest machen.
Ich glaube an Männer, die ihr verwundetes inneres Kind umarmen, ihm zuhören und es wahrhaftig umarmen.
Ich glaube an Männer, die heilen und anderen helfen wollen, zu heilen.
Ich glaube an Männer, die sich weigern, Sklaven ihrer eigenen Wunde zu sein, und dass sie trotz des Schmerzes diese Wunde reinigen und geduldig, mit Liebe und Mut heilen.
Ich glaube an Männer, die von den Sternen kommen und sich an die Kraft ihrer Flügel, die Kraft ihrer Hände und die Kraft ihres Herzens erinnern.
Ich glaube an Männer, die die Intuition kennen und sie als ihren Kompass benutzen.
Ich glaube an Männer, die die Freiheit teilen, weil sie frei sind und keine andere Art zu leben kennen.
Ich glaube an die Männer, die die Energie der Frauen beschützen, die den Blick ihrer Geliebten zu lesen wissen und die nicht beabsichtigen, ihn zu ändern, sondern ihn einfach weise auf seinem Flug begleiten.
Ich glaube an Männer, die nichts von aussen brauchen, weil sie bereits wissen, dass alles in ihnen steckt.
Ich glaube an Männer, die Feuer machen, wenn ihnen kalt ist, die Zuflucht im Wasser suchen, wenn sie durstig sind.
Ich glaube an Männer mit wahrhaftigen Augen, die sich selbst sehen, und deshalb lieben und respektieren sie jedes Geschöpf, das auf der Erde existiert.
Ich glaube an Männer, die vollkommen unvollkommen sind, denn gerade in dieser Unvollkommenheit finden sie auch ihre Schönheit.
Ich glaube an sensible Männer, die es verstehen, Liebe im Gleichgewicht zu empfangen und zu geben, die zuhören und sprechen, die leben und leben lassen.
Ich glaube an Männer, die Sexualität als Heiligtum leben, weil sie wissen, dass sie ein wunderbares Geschenk ist.
Ich glaube an Männer mit klaren Gefühlen, die zugänglich sind.
Ich glaube an Männer, die barfuss gehen und mit den Pflanzen sprechen.
Ich glaube an die gleichzeitig zarten und wilden Männer.
Ich glaube an das heilige Männliche und an all die Göttlichkeit, die es ausstrahlt.

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Hör nicht darauf, was sie sagt – aus Liebe

Meinen Frauen was sie sagen? Gespräche mit verschiedenen Männern bestätigen meine eigenen Erfahrungen: Oft scheint es nicht so. Die Alltagssituation sieht dann in etwa so aus: Die Frau bittet den Mann um etwas. Der Mann hört ihre Bitte (wörtlich) und setzt sie um, ist danach mit sich zufrieden und hakt sie Sache ab. Später entsteht ein Konflikt. Es stellt sich heraus, dass die Frau sich eigentlich etwas anderes oder mehr als das Gefragte erhofft und somit erwartet hätte. Sie ist enttäuscht, weil er ihre Bedürfnisse nicht wahrgenommen hat. Bei ihm entsteht Unverständnis, weil sie ihre Bedürfnisse nicht klar geäussert hat.

Stärken als Stärken erkennen

Hier spielen grundlegende Eigenschaften (es sind Stärken!) der Geschlechter miteinander und zeigen das enorme Potenzial unserer Verbindung: Frauen befinden sich in der Tendenz mehr auf der Gefühlsebene, Männer auf der Sach- und Wortebene. Sie kann sich nicht vorstellen, dass er nicht wahrnimmt, was für sie offensichtlich ist. Er kann nicht verstehen, wieso Frau nicht einfach sagt, was sie will. Beide schliessen von sich auf den anderen und sind nicht in der Lage, das Gegenüber wahrzunehmen.

Kopf und Herz

Diese Konflikte in Beziehungen zwischen Mann und Frau sind meines Erachtens die grössten Entwicklungschancen für beide Pole sowie auch für die Verbindung an sich. Wann immer ich es schaffe, begrüsse ich diese Situationen mit Dankbarkeit. Warum? Die Frau unterstützt mich dabei, genau den Schritt zu machen, der mir so schwer fällt und den ich ja eigentlich anstrebe: Ins Herz zu gehen und von dort aus die Welt und sie wahrzunehmen (womit ich zu meiner emotionalen Verletzlichkeit stehe). Sie ist in dieser Situation aufgefordert, ihre Bedürfnisse klar auszusprechen und ihre (körperliche) Überforderung offen darzulegen. Für beide heisst dieser Schritt Kontrollverlust, sprich Vertrauen.

Hilfsmittel für den Alltag

Als Mann kann ich meinen Teil zu dieser wunderbaren Entwicklung beitragen und sie auf diese Art einladen, sich ebenfalls zu öffnen. Folgende Ansätze haben sich in meiner Erfahrung bewährt.

  • Ins Herz gehen: Oft reicht ein bewusster Entscheid, vom Kopf ins Herz zu gehen. Meine und ihre Gefühle wahrzunehmen und diese mutig auszusprechen.
  • „Ich stärke dich“ als innere Haltung. Egal was ich tue, meine Motivation ist es, mein Gegenüber zu stärken. Das funktioniert auch sehr gut in der Führung von Mitarbeitenden.
  • Ganz pragmatisch kann man(n) sich von folgenden drei Fragen leitet lassen: 1. Was höre ich? 2. Was fühle ich? 3. Was macht das mit mir? Die Antworten auf diese drei Fragen kann ich meinem Gegenüber direkt spiegeln. So schenke ich mir selbst auch Raum und Zeit, um ins Fühlen zu kommen
  • Wie Eckhart Tolle es grundsätzlich in Gesprächen empfiehlt: Ich achte mich auf die Pausen zwischen dem Gesprochenen mehr als auf das Gesprochene selbst.
  • Ich höre ihr inhaltlich nicht zu und setze meine Aufmerksamkeit auf zwei Fragen: 1. Wie fühlt sie sich? 2. Was möchte sie wirklich sagen?

Schaffst du es in dein Herz zu kommen und deine Wahrnehmung somit zu erweitern, bedeutet dies nicht, dass du alle nicht ausgesprochenen Wünsche einfach so erfüllst. Zu erkennen, was sie wirklich sagen möchte heisst nicht zwangsweise, darauf zu reagieren. Nimmst du den Wunsch als aufrichtiges Bedürfnis von ihr wahr oder agiert hier ihr verletztes inneres Kind, welches dich gerade zu testen versucht? Bist du im Herz, so kannst du immer noch entscheiden, auf welcher Ebene du schliesslich handelst. Bist du im Herz, wirst du auch beinahe automatisch aus der Liebe heraus handeln. Auch aus der Liebe zu dir selbst. Und es ist ein legitimes Bedürfnis, wenn du möchtest, dass sie das sagt, was sie meint. Dass (auch) sie ihre Schwächen und ihre Verletzlichkeit offen zeigt. So wie sie dir hilft, kannst du auch ihr helfen, indem du beispielsweise wie oben gezeigt durch Spiegelung deiner Wahrnehmung ihr hilfst, bewusster zu werden. Ob sie es annehmen möchte oder nicht, liegt dann nicht in deiner Macht. Bist du im Herz, hörst du weniger darauf, was sie sagt, sondern was sie meint – aus Liebe zu dir und zu ihr.

Mir haben diese Ansätze in meiner persönlichen Entwicklung und auf dem Weg in einen wertschätzenden und konstruktiven Umgang mit weiblichen (und auch männlichen) Zeitgenossen sehr geholfen. Ich freue mich, wenn auch du Erfahrungen sammelst und freue mich über deine Rückmeldung. Ich bin sicher, du entdeckst noch ganz andere, sehr dienliche Vorgehensweisen.

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Die Angst des Mannes

Text von Goran Ivetic

Es ist definitiv die Angst, die Männer daran hindert, den Weg ihres Herzens zu gehen. Hindert die Frauen genauso, nur die Wege diese zu überwinden, sind, auf Grund der Polarität der Geschlechter, verschieden. Denn bei den Männern ist das Herz der verletzliche Pol schlechthin, der negative Pol. So wie sich die Frau nur dann dem Mann hingeben kann, wenn sie sich geborgen und sicher fühlt, durch den geschützten Raum, den er ihr bietet, so braucht auch der Mann einen sicheren emotionalen Rahmen, um seine Gefühle verbal auszudrücken. So, wie die meisten Männer leider die Frau drängen, ihren Schoss zu öffnen und mangels Reife nicht verstehen, dass die sexuelle Vereinigung nur dann zu Ekstase führt, wenn die Frau sich freiwillig verschenkt, so drängen die meisten Frauen wiederum die Männer, sich emotional zu öffnen, was nur dazu führt, dass sich diese noch mehr verschliessen. Dass sie seit jeher, bedingt durch die Sozialisation, ihre Gefühle verdrängen, macht die Kommunikation oft zu einem Schaulaufen von Aggression und Frustration. Und Initiationsriten für Männer, dank denen sie sich ihren Ängsten und Emotionen stellen, kennt unsere Gesellschaft nicht.

Auch die Schutzbedürftigkeit des männlichen Herzens ist eine ganz andere als die der Frau. Mehr noch, sie ist in der Gesellschaft gar nicht anerkannt, ja tabuisiert. Dass die Frau über Jahrtausende körperlicher und vor allem sexueller (ihr negativer, verletzlicher Pol) Gewalt und Missbrauch ausgesetzt war und immer noch ist, wird niemand leugnen. Die Männer wurden aber genauso, von beiden Geschlechtern wohlgemerkt, emotional verletzt und missbraucht. Das wird von den wenigsten gesehen und wahrgenommen, weil es nicht sichtbar ist. Die Auswirkungen sind genauso verheerend. Das führt beim Mann zu einer Zerrissenheit, zu Abspaltungen von Gefühlen und Identitätskrisen und eben Ängsten, die die Frau so und in diesem Ausmass nicht kennt. Denn die Frau ist eingebettet in die Natur, ja sie ist Natur. Sie erfährt die Fülle, die sie ist, in und durch die Natur. Und sie bildet dem Mann die Brücke zur Natur, weil er selbst nicht in ihr beheimatet ist. Genauso wie der Mann der Frau die Brücke zum Geist bildet.

„Die höchste Berufung einer Frau ist es, den Mann zu seiner Seele zu führen, damit er sich mit seiner Quelle verbinden kann.Die höchste Berufung des Mannes ist es, die Frau zu beschützen, damit sie frei und unverletzt auf der Erde wandeln kann.“Dieser bekannte Cherokee-Spruch ist sehr weise und zum Teil auch wahr. Nur eine Frau ist imstande den männlichen Geist zu wecken, zu formen, ihn an den Ursprung von Sein, Werden und Vergehen führen, in seinen Nachtmeerfahrten der Leuchtturm sein, der verhindert, dass sein Seelenschiff an so manchem Fels zerschellt. Nur, ohne seinen Ego-Tod und der damit verbundenen Herzensöffnung, wird er ständig Angst haben, in die Tiefen der weiblichen Natur und Sexualität mitgerissen zu werden. Deshalb schreibt Mike Ruppoldt: „Wenn er die Unumgänglichkeit des Todes akzeptiert. Wenn er im Tod seinen Verbündeten, nicht seinen Feind findet. Dann ist er schließlich in der Lage, sein wahres Selbst zum Ausdruck zu bringen. Ein Mann ist nicht fähig zu leben, bis er nicht akzeptiert hat, dass er bereits tot ist.“ Dann wird auch die Frau zur Verbündeten.

Sie wird energetisch immer mächtiger sein als er, aber jetzt empfindet er es nicht mehr als Bedrohung seiner Identität, kein Hinabzerren mehr, sondern als Verbindung mit den Wurzeln des Lebens schlechthin. Zum ersten Mal spürt sein rastloser Geist so etwas wie Heimat. Und diese Heimat ist Liebe. Durch und nur durch die Frau lernt der Mann das Wesen des Eros. Er wird weiter in seinem Schöpfungs- und Freiheitsdrang straucheln, vielleicht Fehler machen oder falsche Entscheidungen treffen, aber er vertraut, sowohl der Frau als auch dem Leben, weiss nun, dass in der Natur derselbe gestaltende Geist innewohnt, wie in ihm selbst. Er weiss, er wird aufgefangen, sowohl vom Leben als auch von den liebenden Armen der Frau, die er liebt.

Der Mann ist kein einsamer Wolf, er braucht die Frau, genauso, wie sie ihn braucht. Aber seine Welt ist eben nicht Beziehung, sondern Sinn und Geist und damit verbunden – seine Mission. Ohne die Frau wird er sie nie vollbringen können. Nur in dem, wovor er sich am meisten fürchtet, in der intimen Verbindung mit der Frau, findet er Erlösung.

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An den Mann der neuen Zeit

Lieber Mann der neuen Zeit

Schön hast Du Dich auf den Weg gemacht, Deine männliche Kraft wiederzuentdecken, sie mit Überzeugung zu leben und sie zum Wohle der Menschheit und deiner Mutter Erde einzusetzen. Es freut mich, dass Du voran gehst, mutig Deinen tiefsten Ängsten begegnest und Dich befreist von allen Konditionierungen, welche Dich von Deinem wahren Wesen trennen. Es freut mich überaus zu sehen, wie Du Verantwortung für Dich und den ganzen Kosmos wahrnimmst und daran wächst. Wie Du Dir selbst und damit allen anderen Wesen wohlwollend und liebevoll begegnest und damit das Konzept der Konkurrenz überwindest. Wie du aufhörst zu müssen und nun endlich darfst, wie Du es meisterst loszulassen und bereit bist, dafür alleine dazustehen.

Sei Dir sicher, Du bist nicht alleine. Wir sind eine Legion von Herzenskriegern und wir sind nun verwurzelt und emporreichend genug, um die wichtigste Verbindung zu heilen – jene zur Weiblichkeit. Du hast erkannt, dass die weibliche Kraft über Jahrhunderte verteufelt und diese Dämonisierung in Dir eingepflanzt wurde. Dass Du Dich fürchtest vor der wunderbaren, mächtigen weiblichen Kraft.

Diese Angst darfst Du nun aus Deiner inneren männlichen Standhaftigkeit durchschreiten, indem Du diese fremde, Dir nicht mehr dienliche Wurzel herauslöst. Indem Du Dich blind in den freien Fall begibst ohne Kontrolle und ohne Sicherheit. Du darfst jetzt demütig der mutige Mann sein, welchen Du in Dir gefunden hast. Lass‘ uns den Schritt in den vermeintlichen Abgrund gehen – aus der Liebe heraus. Ich freue mich,  Dich auf dem heilen fruchtbaren Boden der Verbindung zu treffen.

Entstanden in den Raunächten 2020/2021